15.September 2013: Tegernsee Halbmarathon

Text: Markus Zeidler; Foto: Sportfreunde Attl

  

Zuerst zum Halbmarathon an den Tegernsee, danach zum Maßkrug-Stemmen auf die Rosenheimer Wiesn: Ein oberbayrischer Duathlon verlangt Stehvermögen.

Eine Herausforderung, die die Sportfreunde trotz einer etwas ungünstigen Ausgangslage gekonnt meistern. Denn richtig gut vorbereitet sind sie im Moment nur auf eine der beiden Disziplinen...

 

Was die läuferische Leistungsfähigkeit bei den Sportfreunden Attl angeht, verhält es sich etwa so: lang und weit können sie alle. Schnell hingegen nur die Hälfte. Die Truppe, die am Morgen des 15. September 2013 in der Ortschaft Gmund am Nordufer des Tegernsees auf den Startschuss wartet, gehört fast ausnahmslos nicht zur zweiten Kategorie.

Dass sie heute hier antreten, haben Simone, Roland, Marco, Markus und Martin Lindner erst vergangene Woche spontan entschieden. Genaugenommen haben sie sich mit dieser Entscheidung selbst überrumpelt: Als Sportfreund Martin vor einigen Tagen anruft und euphorisch mitteilt, er sei durch eine Aneinanderreihung von mehr oder weniger glücklichen Umständen in den kurzfristigen Besitz fünfer Startplätze für den eigentlich längst ausverkauften Tegernsee-Halbmarathon gelangt, bleiben praktisch nur Augenblicke, um die sich ansonsten wieder verflüchtigende Gelegenheit zu ergreifen.

 

Wies'n, Dettl, Junggesellenabschied, Halbmarathon

 

21,0975 Kilometer zu laufen (in einer individuell passablen Zeit, versteht sich) wäre für die Sportfreunde unter normalen Umständen nun auch bei aller Kurzfristigkeit eine lösbare Aufgabe. Aber Erstens: mit Ausnahme von Roland befindet sich derzeit keiner der Genannten in spezifischem Lauftraining - was hauptsächlich daran liegt, dass die Sportfreunde in diesem Jahr kein grosses Lauf- oder Marschprojekt am Start haben und das Nächste erst im Mai 2014 bevorsteht.

Zweitens: Gegenwärtig findet die Rosenheimer Wies'n statt. Dazu muss man vielleicht wissen, dass es sich dabei – abgesehen vom Fasching vielleicht – um die einzigen beiden Wochen des Jahres handelt, in der sich die Stadt in ausgelassener Partystimmung befindet, und das lassen sich die Sportfreunde natürlich nicht entgehen. Und weil sie dieses Angebot ausgesprochen dankbar gleich mehrfach nutzen und dabei im Gegenzug die lokalen Brauereien finanziell grosszügig unterstützen, bewegen sie sich während dieser Zeit für gewöhnlich nicht unbedingt auf voller Höhe ihrer physischen Form.

Drittens: Die Sportfreunde haben Freikarten. Für ein Konzert ihres baldigen Schirmherrn Stefan Dettl, der sich mit LaBrassBanda auf dem Attler Herbstfest die Ehre gibt. Am Abend vor dem Halbmarathon. Befürchtete Auswirkungen: siehe Zweitens.

Und Viertens: Martin wohnt einem Junggesellenabschied bei, der nicht nur ebenfalls am Abend vor dem Lauf stattfinden soll, sondern aller Voraussicht nach auch nahtlos in selbigen übergehen wird. Mit ein bisschen Glück könnte Martin es aber schaffen, sich vor dem Startschuss wenigstens umzuziehen.

Zugeben: Optimale Wettkampfvorbereitung sieht anders aus. Aber dann könnten es ja alle. Zwei Stunden später haben fünf Sportfreunde fünf Startplätze.

 

5.000 Teilnehmer am Tegernsee

 

„Wie lange sind wir jetzt schon unterwegs?“ Die Frage kommt von Marco, der heute sein Halbmarathon-Debüt gibt und noch ein wenig verunsichert wirkt. „Eine Minute Vierzig“, gibt ein leicht irritierter Martin nach einem Augenblick verblüfften Innehaltens zurück, der so kurz nach dem Start offenkundig nicht mit einer solchen Frage gerechnet hat.

Etwa 5.000 Teilnehmer haben sich soeben in Bewegung gesetzt, ein gigantischer Tsunami aus buntem Lycra walzt unaufhaltsam über den östlichen Tegernsee hinab in Richtung Rottach. Es herrscht bestes Laufwetter, die Organisation ist vorbildlich, das Publikum aufgeputscht wie beim public viewing auf der Fanmeile und die umgebende Landschaft sowieso nicht in Worte zu fassen. Trotz ihrer durchwachsenen Ausgangslage haben die Sportfreunde einen guten Start erwischt. Die ersten Kilometer vergehen dank der grandiosen Stimmung wie im Flug, und schon bald naht die erste Verpflegungsstation.

Roland setzt sich wie erwartet gleich zu Beginn ab und gerät für die nachfolgenden Markus, Marco und Martin schon bald ausser Sichtweite; Simone, die heute die Zeit mal grosszügig ausser acht lässt und auf der Strecke lieber abwechselnd die vielen verlockenden Schaufenster bestaunt oder sich angeregt mit den Streckenposten unterhält, bildet das Schlusslicht. In genau dieser Reihenfolge werden die Fünf später auch ins Ziel einlaufen.

 

Mit Badehose und neuen Laufschuhen

 

Der von Martin organisierte Junggesellenabschied hat sich zu dessen heimlicher Erleichterung in letzter Minute zerschlagen. Nun zwar unbenachteiligt gegenüber den anderen Sportfreunden, ist ihm im allgemeinen Trubel der vergangenen Woche jedoch ein anderes Defizit entgangen: Martin besitzt keine Laufhose. Warum das bei einem Hobbyläufer so ist, weiss nur Gott allein. Auch Martin selbst muss diese Tatsache erst heute Morgen bemerkt haben, denn was in aller Welt sonst rechtfertigt es, einen Halbmarathon in einer recht – vorsichtig formuliert – zeigefreudigen Badehose zu absolvieren?

Ein anderes, wenngleich aber weit weniger spektakuläres Kleidungs-Experiment wagt Markus: Er trägt nagelneue, nicht eingelaufene Schuhe an den Füssen. Das letzte Etikett pfriemelt er noch auf der Anreise zum Tegernsee ab. Seine bisherigen Patschen sind zu weich gedämpft, weshalb er sich von einem harten Speed-Modell nun einen besseren Vortrieb erhofft. Seine bisherige Halbmarathon-Bestzeit kann er damit trotz aggressiv-giftgrüner Optik jedoch nicht unterbieten; aber immerhin: von Blasen, wundgescheuerten Stellen und anderer Unbill bleibt er entgegen aller Wahrscheinlichkeit verschont.

 

Gesamtsieger düpieren Männerwelt

 

Die Gesamtsieger des Tegernsee-Halbmarathon 2013 heissen Lisa und Anna Hahner, ihres Zeichens zwei der besten deutschen Läuferinnen. Das fliegengewichtige Zwillingspaar aus Mainz beeindruckt nicht nur mit einer sagenhaften Zeit von 1:17:23 Stunden, sondern düpiert damit auch die Männerwelt, die den beiden an diesem Tag nicht das Wasser reichen kann. „Es war ein zügiger Tempodauerlauf mit wechselnden Tempi“ meinen die beiden nach dem Zieleinlauf, „wir haben auf den 21 Kilometern nur dreimal richtig Gas gegeben und sind dazwischen einfach locker weitergerollt…“

 

Synthetik gegen Hirschleder

 

Die Sportfreunde brauchen für die Strecke geringfügig länger. Mit Zeiten deutlich unterhalb der 2-Stunden-Marke sind sie eingedenk der Umstände aber vollends zufrieden.

Ein Grund zum Feiern. Oder besser gesagt: Zeit für Teil Zwei des oberbayerischen Duathlons. Im Handumdrehen werden Laufschuhe gegen robustes Schuhwerk getauscht, leichte Synthetik gegen schweres Hirschleder. Und dann geht’s auf zur Rosenheimer Wies'n. Darauf sind die multipel einsetzbaren Athleten derzeit unschlagbar gut vorbereitet, den beiden zurückliegenden Wochen Trainingslager sei Dank.

Und gelaufen wird ab morgen auch wieder vermehrt. Versprochen.

 

Aber erst einmal: Ein Prosit der Gemütlichkeit!


 

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