24.- 31. Mai 2014: "168h - Chiemsee boahart!" - der Bericht

Text: Markus Zeidler; Bilder: Sportfreunde Attl, Werner Neubauer, Stiftung Attl


Eine Woche Urlaub am Chiemsee: was nach Tretboot, Wellness und Räucherrenke klingt, ist in Wahrheit das Ende der Gemütlichkeit. Zumindest, wenn man einer von sieben Sportfreunden Attl ist und sich ein Projekt vor die Brust geschnallt hat, das es in dieser Form bisher noch niemals irgendwo gegeben hat.

Sieben Tage und Nächte lang rund um das bayerische Meer laufen, 168 Stunden lang. Als Staffel, ohne Unterbrechung. Gegen den Uhrzeigersinn, gegen unzählige innere Schweinehunde – aber für einen guten Zweck. Jeder Kilometer, den wir während dieser Tour de force zurücklegen, bedeutet am Ende bare Münze für die Stiftung Attl bei Wasserburg in Oberbayern, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung.

Ein Knochenjob, das war auch vor dem Startschuss schon absehbar. Dass es aber nicht nur hart, sondern sogar „boahart“ werden und unser gewählter Projekttitel zutreffender kaum sein könnte, dämmerte uns erst später...


Sportfreund Markus berichtet über das Laufen am Limit, Fussbutter und Sackfett - und die wundersamen Auswirkungen systematischen Schlafentzugs.



Donnerstag, kurz nach zwei Uhr morgens.

Wie schon seit Tagen schüttet es auch jetzt wie aus Kübeln, und das Thermometer führt einen aussichtslosen Kampf um den Erhalt der letzten zweistelligen Ziffer. Umstände, unter denen man freiwillig normalerweise nicht einmal den Müll nach draussen bringen möchte. Ich aber stehe im Freien - in kurzen Hosen, auf dem Kies-Parkplatz der Chiemsee-Schifffahrt in Prien und hopse fröstelnd von einem Bein auf das andere. In ein paar Minuten werde ich zusammen mit zwei Gleichgesinnten eine längere Laufeinheit absolvieren. Mindestens fünf Stunden, um genau zu sein. So lange nämlich werden wir brauchen, um abwechselnd einmal komplett um den drittgrössten See Deutschlands zu laufen.


Aus nördlicher Richtung kommend nähert sich der kegelförmige Schein einer Stirnlampe - Augenblicke später erkenne ich schemenhaft den dazugehörigen Radler, wasserfest verpackt in Poncho, Regenhose und Überschuhe. Das nahezu unerträgliche Schleifgeräusch von vor Sand und Matsch zugesetzten Bremsen hebt an. Es ist Sportfreund Flo. Von seiner wievielten Umrundung er gerade zurückkommt, kann er im Moment gar nicht genau sagen. Sein Verstand ist müde und ausgezehrt, genau wie sein Gesicht. Bierdeckelgrosse Augenringe zeugen recht eindrucksvoll von den kaum sieben Stunden Schlaf, auf die er es während der letzten sechzig Stunden gebracht hat. Häppchenweise, nicht am Stück. Auf eine kurze, matte Umarmung folgt die Information, dass Martin in ein paar Minuten hereinkommen werde. Martin, das ist ein weiterer Sportfreund - jener, der auf dieser zu Ende gehenden Runde als Letzter mit Laufen dran ist und den Staffelstab bei sich trägt. Und „herein“, das ist der Start- und Zielbereich neben unserem Basislager, unserer vor wenigen Tagen selbst errichteten Zeltstadt, die wir eingedenk der überraschend grosszügig geratenen Dimensionen Sportfreunde-City getauft haben. Im Inneren der schweren PVC-Planen warten unsere beiden hinreissenden Betreuerinnen, dampfender Kaffee, warmes Essen und ein paar Grad positiver Temperaturunterschied auf die Zurückkehrenden.


Meine Empfindungen bei dem Gedanken, mich gleich von all diesen Annehmlichkeiten zu lösen und wieder 52,5 Kilometer - das ist die amtlich vermessene Streckenlänge - abwechselnd Laufen und Radfahren zu müssen, entsprechen ziemlich genau das Gegenteil von enthusiastischer Freude.

Platschende Schritte durch Pfützen, einseitig belasteter Bewegungsablauf: ein atemloser und bis auf die Knochen durchweichter Martin drückt mir unsere heilige Carbonröhre in die Hand. Seine entzündete Achillessehne scheint sich unter den gegebenen Umständen nicht zum Besseren gewendet zu haben. Schichtwechsel bei den Sportfreunden Attl. Wieder eine Umarmung, wieder matt. Es ist Zeit, loszulaufen. Eine Tatsache ohne Optionen. Der Gong läutet erst Samstagmittag um Zwölf.

Hallo Regen, Kälte, Wind. Hallo Chiemsee!


Joggen mit Playmate: Perfekter Start zum Ultramarathon

Ein paar Tage zuvor: Es sind die Stunden vor dem Start unserer grossen 168-Stunden-Party. Die Sonne brennt auf unsere Häupter, im Lager herrscht hektische Betriebsamkeit und elektrisierte Vorfreude. Unzählige Handgriffe werden erledigt, letzte Vorbereitungen getroffen, Telefonate geführt, Listen abgearbeitet. Sportfreunde City beginnt sich langsam mit allen möglichen Leuten zu füllen. Regionale Blätter haben ihre Reporter geschickt, deren Fragen wir nach aussen hin betont abgeklärt und mit grimmiger Experten-Mine beantworten, innerlich aber mit diebischer Freude die ganze ungewohnte Aufmerksamkeit in vollen Zügen geniessen. Lokale Prominenz kreuzt auf, unsere Freunde aus Attl und irgendwann auch Rampensau Stefan Dettl, den wir als Schirmherrn gewinnen konnten und der uns beglückwünschend nochmal kräftig auf die Schultern haut. Es sollte das einzige Mal sein, dass wir ihn in dieser Woche und überhaupt irgendwann danach zu Gesicht bekommen.

 

Das Losverfahren hat Stefan, Flo und mich dazu ausersehen, als Start-Team auf die erste Runde zu gehen. Isabella Laböck, amtierende Snowboardweltmeisterin, Priener Kind und jüngst auch Fotomodell für ein grosses bekanntes Herrenmagazin, gibt sich die Ehre - und uns den Startschuss. Versehentlich um zwei Sekunden zu früh. Stunde null unserer Ultrastaffel ist somit Samstag, 11:59:58 Uhr. Aber geschenkt, dafür begleitet uns „La Bella“ immerhin auf den ersten Kilometern bis hinüber zum ersten Wechselpunkt nach Felden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein grosses Sport-und Spendenevent zu eröffnen; mit einer heissen Playmate joggen zu gehen ist sicher nicht eine der schlechtesten...!

 

Schweiss, Staub und Sonnencreme: In der Hitze des Chiemgaus


Die ersten beiden Tage unseres monströsen Staffellaufs zeichnen sich – man mag es später kaum noch glauben – vor allem durch unsägliche Hitze aus. Es herrschen backofengleiche Temperaturen, und heisser, trockener Wind – der aufgrund irgendeiner teuflischen Fügung ausnahmslos aus der Gegenrichtung bläst - dörrt einen aus wie altes Brot. Obwohl man literweise Wasser in sich hineinschüttet, hat man anstelle einer Zunge ständig einen sperrigen Bimsstein im Mund. Staub und Sand kleben als feine Schicht auf unseren verschwitzten Körpern und dringen penetrant in jede noch so unpassende Hautfalte. Einmal beobachte ich Sportfreund Marco dabei, wie er geflissentlich die Schattenkonturen von Bäumen und Sträuchern auf den kochend heissen Sand- und Aspahltwegen ausläuft, um jeglichen Sonnenkontakt auf ein Minimum zu reduzieren. In unseren Zelten und geschweige denn im Wohnmobil ist es nur unwesentlich kühler – gnädige Abfrischung bringen erst die Nächte.



Bei völliger Dunkelheit zu laufen/radeln (gerade war Neumond), bringt unerwartete Erkenntnisse mit sich. Zum Beispiel jene, dass es aufgrund des Zusammenwirkens von monotoner Umgebung, einem eklatanten Mangel an äusseren Reizen, gleichmässig langsamer Geschwindigkeit und permanenter visueller Fixierung auf den Lichtkreis seiner eigenen Stirnlampe tatsächlich möglich ist, beim Radfahren einzuschlafen. Und dabei – bis zum meist unausweichlichen Sturz - auch noch erstaunlich lange und mit bemerkenswert konstanter Trittfrequenz geradeaus zu fahren!


Andere, grösstenteils angenehme Nebeneffekte einer sportlichen Nachtschicht fallen weniger überraschend aus: es herrschen, wie schon erwähnt, optimale Lauftemperaturen, man hat nicht ständig mit dem Problem des in die Augen rinnenden Schweiss-/Sonnencreme-Gemischs zu kämpfen und kann, wenn man will, kilometerweit mitten auf der Hauptverkehrsstrasse laufen. Und sich auch auf den Wanderwegen rund um den See ein wenig mehr ausbreiten, was tagsüber im Angesicht der niemals abreisenden Touristenströme nur selten möglich ist.


Im Regen: Sportfreunde-City unter Wasser


Der grosse Knall ereignet sich am Montagnachmittag.

Nach tagelanger frühsommerliche Hitze entlädt sich der Himmel in einem Gewitter- und Platzregen-Inferno, das im Laufe der nächsten Stunden in der gesamten Umgebung Feuerwehren und technische Hilfsdienste auf Trab halten sollte. Sportfreunde-City steht binnen Minuten unter Wasser. Unsere beiden Betreuerinnen, die vier in Ruhepause befindlichen Sportfreunde sowie sämtliche gerade anwesenden Gäste erleben ein paar durchaus aufwühlende Momente, als sie sich mit einer spontanen Aneinanderreihung dringlicher Maßnahmen wie Wasserschöpfen, Abdichten von Zeltplanen, Ziehen von Wassergräben oder dem tunlichen Abstandhalten zu allem, was mit elektrischem Strom zu tun hat, konfrontiert finden.


Was zunächst wie ein kurzes, schauriges Zwischenspiel anmutet, sollte sich – entgegen der täglichen Wetterprognose – von nun als Dauerzustand etablieren. Abgesehen von Schmerzen und unserem Staffelstab sollte schlechtes Wetter unser treuester Begleiter während des gesamten Projekts sein. Regen in verschiedensten Ausprägungen (das Spektrum deckt alles ab von „feuchte Aussprache“ bis „Duschkopf“) macht die Tour zur Tortur und erschwert sowohl den Alltag im Basislager als auch jenen draussen auf dem Chiemsee-Trail. Tropfende Klamotten und beissende Müffel-Kulisse hier, überflutete Wege und aufgeweichte Füsse dort. Trockene Schuhe, Kleidungsstücke und Schlafsäcke avancieren schon bald zu unschätzbar wertvollen Gütern. „Es sieht aus wie in einem Bergsteiger-Basislager“ formuliert ein Radioreporter der Bayernwelle Südost treffend.


Um Wasserblasen oder wundgeriebenen Stellen aufgrund übermässiger Nässeeinwirkung vorzubeugen, hilft in den meisten Fällen nur eine schöne Portion Fussbutter in den Socken, oder, für weiter nördlich gelegene Körperregionen, eine üppige Ladung Wundschutzcreme. Wir nennen sie, wenig damenhaft: Sackfett. „Der eigenwillige Geruch wird mich auf ewig an diese eine Woche am Chiemsee erinnern!“ hält Basislager-Perle Bonnie im Laufe der Tage lachend fest.


Zu den Erschwernissen, die die misearblen Wetterbedingungen mit sich bringen, gesellt sich irgendwann auch der Tribut, den ein 168-Stunden-Marathon schleichend einfordert. Das stetig zunehmende Schlaf- und Erholungsdefizit zerreibt die kognitiven Fähigkeiten derart, dass früher oder später selbst für einfachste Aufgaben erhebliche geistige Anstrengungen unternommen werden müssen. Da stehe ich zum Beispiel in unserem Küchenzelt und studiere die Tafel mit unserem Laufplan, weiss aber nach zehn Minuten angestrengten Daraufstarrens noch nicht einmal im Ansatz, wann mein nächster Einsatz beginnt und wer dann mit mir auf die Strecke gehen wird. Teufel, ich könnte mich genauso gut am Beweis der Goldbachschen Vermutung versuchen! Irgendjemand im Lager, den ich resigniert um Hilfe bitte, bringt binnen weniger Sekunden Licht ins Dunkel. Auch die Bestimmung des aktuellen Wochentags oder der korrekten Tageszeit bereitet gelegentlich Schwierigkeiten. Das ist aber weniger erheblich als es vielleicht den Anschein macht - wir haben ohnehin längst aufgehört, in Einheiten von vierundzwanzig Stunden zu denken.


Emanzipation vom Biorhythmus


In unserem kleinen Ultralauf-Universum gibt es kein Früh, Mittags und Abends: nur hell, dunkel und den für uns sehr viel pragmatischeren Maßstab Runde. Wir denken und leben ausschliesslich in Blöcken von etwa fünfeinhalb Stunden oder 52,5 Kilometern. Wir sagen Guten Morgen am Nachmittag, essen Nudeln zum Frühstück oder ein Steak um drei Uhr morgens und schrauben unseren Puls in Bereiche, in denen er sich zu den betreffenden Uhrzeiten normalerweise garantiert nicht aufhält.

Biorhythmus? Eines der ersten Dinge, von denen man sich bei einem siebentägigen Nonstop-Lauf verabschiedet. Stetige Kalorienzufuhr und hin und wieder ein, zwei Stündchen Schlaf sind der Treibstoff, der den Sportfreunde-Train am Laufen hält: Wann genau und in welchen zeitlichen Abständen das jeweils passiert, spielt bald schon keine Rolle mehr. Unsere Körper haben in den Modus Dauerbetrieb / Minimalanspruch umgeschaltet.



Es sind unsere zahllosen Freunde, Fans und Angehörigen, die uns vor dem ein oder anderen Absturz in allzu tiefe psychische Täler bewahren. Sie alle finden immer wieder den Weg zu uns, bringen selbstgebackenen Kuchen ins Lager, begleiten uns auf der Strecke, laufend oder mit dem Fahrrad, und lassen sich dabei zuerst weder von der Gluthitze, später noch von Regen, Kälte und Dunkelheit abschrecken. Nicht selten passiert es, dass sich drei Sportfreunde auf die Runde machen, und Stunden später mit einem jubelnden Gefolge im Schlepptau wieder im Basecamp einlaufen, wo sich dann meistens regelrechte Verbrüderungsszenen unter sämtlichen Beteiligten abspielen. Befreundete Laufclubs geben sich gleich mehrmals die Ehre, und Squash-Ass Rudi Rohrmüller lässt sich genauso wenig lumpen wie Ultralauf-Legende Dietmar „Pumuckl“ Mücke, der uns im Laufe der Woche auf sagenhaften drei kompletten Umrundungen begleitet und uns dabei mit seinem unerschöpflichen Anekdoten-Vorrat auch noch köstlich die Zeit vertreibt. Einmal – es ist Donnerstag und Vatertag – zählen verblüffte Beobachter nicht weniger als siebzehn Männer und Frauen in bunter Sport-Pelle, die sich stundenlang gemeinsam durch den peitschenden Regen um den Chiemsee herum kämpfen.


"Schlimmstenfalls bricht halt irgendwann der Wadenknochen..."


„Scheisse – da ist irgendwas kaputt....“

Die Worte kommen von Physiotherapeut Jürgen, und sie sind direkt an mich gerichtet. Er sagt das, während er meinen linken Unterschenkel abtastet und ich mit dem Gesicht nach unten auf der Massageliege im Ruhezelt verharre. Ganz seltsame weiche Stelle hier seitlich; ob es denn schmerze, wenn man hier drücke oder das Bein so oder anders bewege. O ja, das tue es. Hmm... Ermüdungsbruch, sehr wahrscheinlich. Oder hier unten ein Riss, das müsse aber geröntgt und genauer untersucht werden. Die erste Möglichkeit sollte sich später als die zutreffende erweisen. In zwei Stunden müsse ich wieder laufen, eine langwierige Untersuchung wäre im Moment terminlich schwer einzurichten, ob ich denn nicht trotz des lädierten Beins weitermachen könne – immerhin seien es ja nur noch zweieinhalb Tage – und was schlimmstenfalls schon passieren könne?


„Nun, solange die Schmerzen es zulassen“, erklärt Jürgen ruhig, „kannst Du laufen. Alles in Ordnung. Im dümmsten Fall bricht Dir halt irgendwo hinter Chieming um vier Uhr morgens der Wadenknochen. Bleibende Schäden hast Du jedenfalls nicht zu befürchten, das ist das Wichtigste...“ Der Mann, der unermüdlich unsere geschundenen Gliedmassen rehabilitiert und auf wundersame Weise alle erdenklichen Wehwehchen einfach hinfort massiert, versteht es die Dinge beim Namen zu nennen. Und es ist genau das, was ich hören will. Ich muss nicht vorzeitig aussteigen, sondern kann mit Stützverband wieder auf die Strecke gehen.

Meine Knochen sollten mich nicht im Stich lassen: das Wadenbein hält über die volle Distanz.

Und tut es auch heute noch.


168 Stunden: Bilder einer langen Woche

10.000 Kalorien? Das schafft man nicht mit low-fat-Joghurt


Physische Befindlichkeiten, eine der drei Hauptsäulen, um die sich die allermeisten Gespräche während unseres 168-Stunden-Laufs drehen. Die anderen beiden sind Wetter und Essen. Ein bisschen wie im Seniorenstift, wenn man es recht bedenkt. Es ist eine herrlich unkomplizierte Welt, reduziert auf das Allerwesentlichste. Die Frage nach der Ernährung ist übrigens eine der am häufigsten an uns gerichtete im Zusammenhang mit unserer Ultrastaffel. Wieviel Kalorien wir zu uns nehmen, was genau wir essen, wann und in welchen Mengen. Die Antwort mag in ihrer Einfachheit den ein oder anderen Ernährungs-Apostel erschüttern. Wir essen, nun ja: Alles. Und davon nicht zu knapp. Während unserer Woche am Chiemsee verbrauchen wir mit Laufen, Radfahren, Warmhalten und Aufrechterhalten der Körperfunktionen etwa zehntausend Kalorien pro Kopf und vierundzwanzig Stunden.


Dass man das nicht mit low-fat-Joghurt schafft, weiss auch Caterer Willi Wimmer, der mit seiner Versorgung einen gewichtigen (das Wortspiel sei verziehen) Beitrag zum Gelingen unseres Unterfangens leistet. „Gebt dem Körper das, was er gerade verlangt. Zu jeder Tages- und Nachtzeit“. Entsprechend finden sich in unseren Kühlschränken und Vorratsboxen Pasta, Wokgemüse, Rinderlende, Fisch, Geschnetzeltes, Auflauf, Pfannkuchen, Suppen, Sossen, Wurst, Käse, Desserts, Obst, Salate, Früchte, Schokolade, Kuchen, Chips, Kekse, Erdnussbutter, Gummibärchen, Rotwein, Bier, Limonade, Kaffee und Tee, um einen Teil davon zu nennen. Ich bin sicher: es gab schon Expeditionen, die schlechter ausgerüstet zum Südpol aufgebrochen sind.


Samstag, 31. Mai, im Morgengrauen: die letzte Meile


Es sind die letzten Stunden vor unserem Zieleinlauf um 12:00 Uhr mittags in der Sportfreunde City in Prien/Stock. Was sich um uns herum zuträgt, ist kaum zu glauben: Die Sonne geht auf und steht gleissend über einer spiegelglatten Wasseroberfläche! Die Welt erstrahlt in satten Grün-, Gelb und Blautönen. Am Himmel keine einzige Wolke mehr. Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit macht sich der Anbruch eines neuen Tages nicht mehr nur allein durch ein paar wenige Nuancen helleres Grau bemerkbar. Es wird einladend warm, so, dass wir uns bald schon jenen Kleidungsstücken entledigen müssen, die uns in der letzten Nacht unseres Mammut-Marathons noch vor nasskalten vier Grad Celsius geschützt haben. Mir bleibt fast das Lachen im Halse stecken bei dem Gedanken, welches fatal falsche Bild sich jemand von der vergangenen Woche machen mag, der lediglich die TV-Beiträge vom Start und unserer bevorstehenden Ankunft zu Gesicht bekommt!


Bald werden volle 168 Stunden zu Ende sein. Dann werden wir den Chiemsee insgesamt 29 Mal umrundet und exakt 1522,5 Kilometer zurückgelegt haben. Und damit eine Spendensumme generiert haben, die uns zwar zu dieser Stunde noch unbekannt ist, unsere kühnsten Erwartungen aber bei Weitem übersteigen sollte.Und wir werden dieses einzigartige Projekt dann gemeinsam zu Ende gebracht haben, alle zusammen, ohne Ausfälle oder grössere Tragödien, was bei Unterfangen dieser Grössenordnung bei Weitem keine Selbstverständlichkeit ist. Weil jeder Einzelne von uns jederzeit bereit war, alles und noch ein bisschen mehr zu geben - trotz Umständen, die manchmal widriger kaum sein konnten.


Eine sanfte Brise. Irgendwo zwitschern Vögel. Ein Graureiher steigt auf.Wir sind noch etwa acht oder zehn Kilometer von einem grandiosen Empfang in Prien entfernt, sozusagen auf der letzten Meile, als wir zu zwei jungen Joggerinnen aufschliessen.

Ein Lächeln, ein Gruß. Eine der beiden meint: „Endlich kann man wieder mal Laufen gehen, was? Raus an die frische Luft! Bei dem Sauwetter letzte Woche hat man ja kaum noch den Müll nach draussen bringen wollen...“




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